Aufgefallen: Unser Fazit zur SL-Saison 2024/2025
Mit der 38. und letzten Runde der Championship Group ging die finale Saison der Super League unter dem Label „Credit Suisse“ am Samstag zu Ende. Die letzten Entscheidungen: Servette holt sich die Vize-Meisterschaft, YB wird Dritter und im Falle eines FCB-Cupsiegs dürfen sich auch Lugano (4.) und Lausanne (5.) auf Europa freuen. Uns sind im Laufe der Saison aber noch ein paar andere Dinge aufgefallen.
FC Basel
Xherdan Shaqiri hat’s noch drauf. Der 33-jährige Kraftwürfel hat die Zweifler und Kritiker, von denen es letzten August nicht wenige gab, eines besseren belehrt und die Liga dominiert (39 Skorerpunkte in 34 Spielen). Shaq hat den Bebbi genau das gebracht, was man sich von ihm am Rheinknie erhoffte: Tore, Assists, Leadership und das Selbstverständnis eines Spitzenteams.
Servette FC
Knapp daneben, ist auch vorbei. Zum dritten Mal in Folge beendeten die Grenats die Meisterschaft in den Top 3, richtig nahe an den Titel heran, kamen sie dabei jedoch nie. Auch in diesem Jahr verflüchtigten sich die Genfer Titelhoffnungen im entscheidenden Moment innert weniger Spiele, dabei wäre die Titelchance so gross gewesen, wie schon lange nicht mehr. Irgendwie enttäuschend und wahrscheinlich mit ein Grund für den Abgang von René Weiler, der Servette in den vergangenen beiden Jahren als Coach und Sportchef zu prägen versuchte. Im Vergleich mit der Konkurrenz aus Bern und Basel dürfte die Perspektive der Genfer damit (und durch die Abgänge Kutesas und Crivellis) nicht besser geworden sein.
BSC YB
Drei sind zwei zu viel, insbesondere, wenn sich relativ rasch herausstellt, dass es eigentlich nur einen wirklich braucht. Die Rede ist von YB-Keeper Marvin Keller, der sich noch im vergangenen Sommer in einen Dreikampf mit Anthony Racioppi (verliess den Klub im August) und David von Ballmoos verwickelt sah. Letzterer behielt dann zumindest auch vorläufig die Oberhand, ehe sich das Talent und Können des 22-jährigen Zürchers durchsetzten. Mittlerweile erscheint die Goalie-Situation des letzten Sommers fast schon absurd, so überzeugend trat Keller in sämtlichen wichtigen und weniger wichtigen Spielen der letzten zwölf Monaten auf. Er ist der grosse Sieger einer insgesamt verkorksten Saison beim entthronten Titelverteidiger.
FC Lugano
Was genau ist noch unklar, aber eines steht fest: Irgendetwas ist beim FC Lugano dieses Frühjahr gehörig schiefgelaufen. Rang 4 zum Saisonende ist ein Hohn für eine Mannschaft, die bis zum 25. Spieltag der meistgenannte Favorit auf den Meistertitel war. Doch mit der späten 0:1-Niederlage bei YB folgte eine Serie von sechs Niederlagen in sieben Spielen und damit das Ende aller Träume in der Meisterschaft, im Cup und in der UEFA Conference League. Immerhin konnte ganz zum Schluss irgendwie noch der vierte Rang gehalten werden. Trotzdem: Zum ersten Mal in jüngerer Vergangenheit gehören die Bianconeri nicht zu den positiven Erscheinungen der abgelaufenen Saison. Man darf gespannt sein, welche Schlüsse und Konsequenzen die ambitionierten Tessiner daraus schliessen werden.
FC Lausanne-Sport
Was war das für ein Herbst, denn die Equipe von Trainer Ludovic Magnin ab Ende Oktober in die Super-League-Stadien zauberte? Sieben Siege und 22 Punkte aus neun Spielen katapultierten die Lausanneois innert weniger Woche vom Tabellenkeller an die Tabellenspitze und machten sich in der Art und Weise ihrer Siege quasi zum Vorboten des FC Basel des Frühjahrs 2025. Top-Talent Alvyn Sanches (12 Tore, 4 Assists) gab den Shaqiri und so manch einer fragte sich, ob das bereits in der Vergangenheit talentierte, aber stets zu inkonstante Lausanne möglicherweise in diesem Jahr etwas reissen könnte? Nein, lautet die Antwort in Kurzversion und auch Sanches’ Aufstieg wurde im März durch einen Kreuzbandriss jäh gestoppt. Immerhin schafften die Waadtländer den Sprung in die Championship Group und dürften ab Juli (ein Basler Cupsieg vorausgesetzt) wieder einmal europäische Luft schnuppern.
FC Luzern
Der FC Luzern setzt auf die Jugend – und tut dies in vorbildlicher Art und Weise. Und trotzdem gilt es zum Abschluss der Spielzeit 2024/2025 festzuhalten: Zum zweiten Mal hintereinander endete eine Saison der Zentralschweizer mit einer Enttäuschung. Verpasste man im Vorjahr die Teilnahme an der Championship Group um Haaresbreite, brach der FCL diese Mal nach dem Erreichen dieser Benchmark ziemlich heftig ein, holte aus den letzten fünf Spielen noch einen Punkt und verpasste folgerichtig die lange Zeit wahrscheinliche Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb. Das dürfte den ehrgeizigen Mario Frick und die Luzerner Führungsetage wurmen. Ob sie im kommenden Jahr bessere Lösungen für die finale Meisterschaftsphase zur Hand haben werden?
FC Zürich
Ein Spieler (Cheick Condé) weigerte sich gegen YB auf die Bank zu sitzen. Ein anderer Spieler (Benjamin Mendy) sah sich ab dem Moment seiner Ankunft heftiger Kritik ausgesetzt und hielt es dennoch für eine gute Idee, eine 0:4-Pleite gegen den FC Basel im Zürcher Nachtleben zu verarbeiten. Und wieder ein anderer Spieler und sein Vater deckten Trainer Ricardo Moniz im Cupspiel in Zug nicht nur mit Kraftausdrücken, sondern gleich auch mit Schirmwürfen ein. Kein Wunder vergingen in den vergangenen zehn Monaten keine zwei Wochen ohne negative FCZ-Schlagzeile und kein Wunder, beendete der ehemalige Tabellenführer (zuletzt am 14. Spieltag) die Saison schliesslich nur auf dem siebten Tabellenrang. Eine Enttäuschung, auch wenn die Stadtzürcher die Entwicklung des Klubs öffentlich positiv bewerten. Trotzdem wäre es dem FCZ wohl lieber, die Mannschaft würde sich im kommenden Jahr tabellarisch wieder in die entgegengesetzte Richtung bewegen.
FC St. Gallen
Der Start verlief verheissungsvoll. Nach sechs Jahren Peter Zeidler übernahm mit Enrico Maassen im vergangenen Sommer ein Neuer – und legte einen nahezu perfekten Start hin. Ende August qualifizierte er sich mit Grün-Weiss für die Gruppenphase der Conference League, drei Tage später verteidigte man mit einem 1:1 in Lugano die Tabellenspitze. Der Poker mit dem Neustart auf den wichtigsten sportlichen Führungspositionen schien aufzugehen, bis er es plötzlich nicht mehr tat. Schliesslich rutschten die Ostschweizer bis zum 25. Spieltag aus den Top 6, und verblieben bis zur Zweiteilung der Tabelle unter dem Strich. Trotz dem Transfer des einstigen SL-Topscorers Jean-Pierre Nsame im Winter und trotz über 18‘000 Fans im Schnitt. Der Start in die neue Meisterschaft könnte für die Zukunft von Maassen und den FCSG massgeblich sein.
FC Sion
Zen-Meister Christian Constantin wusste es schon immer: Ruhe und Geduld zahlen sich in Trainerfragen am Schluss halt doch aus. Wie sonst ist zu erklären, dass der Aufsteiger trotz einer Serie von zehn sieglosen Spielen in der Vorrunde und weiteren acht Spielen mit nur einem Vollerfolg in der Rückrunde dennoch an Aufstiegstrainer Didier Tholot festhielt? Möglicherweise gar nicht, was am Schluss aber auch keine wirklich grosse Rolle mehr spielte. Mit 44 Punkten aus 38 Spielen hielten die Walliser einigermassen souverän die Klasse, auch wenn die Knie zwischendurch ganz schön gezittert haben dürften. Merke: Auch ein alter Hase wie Constantin lern manchmal noch den einen oder anderen neuen Trick.
FC Winterthur
Hier ist er also, der längst Totgesagte, der schlussendlich (fast) alle überlebt. Und ganz ehrlich: Wer am 1. April eine Wette auf eine Winterthurer Serie mit 20 Punkten aus den nächsten neun Spielen angeboten hätte, hätte wohl kaum einen Abnehmer gefunden. Doch genau diese Art von Lauf sollte folgen und war auch bitternötig, um schlussendlich den direkten Ligaerhalt ebenso sensationell wie hauchdünn zu sichern. Für den FCW und insbesondere Trainer Uli Forte eine Auszeichnung wie ein Ritterschlag. Wer in der entscheidenden Saisonphase aus fünf Duellen mit direkten Konkurrenten 13 Punkte ergattert, verdient durchaus königliches Lob.
Grasshopper Club Zürich
Von allem ein bisschen und irgendwie trotzdem nicht genug. Das war der GCZ der Spielzeit 2024/2025. So traf man bei den Hoppers in dieser Saison auf erfahrene ehemalige Bundesliga-Cracks (Benno Schmidt, Sony Kittel), junge Talente aus Australien (Nestory Irankunda) , Afrika (Adama Bojang und Imaroune Hassane) und der Schweiz (Nikolas Muci und Tim Meyer) sowie wahrscheinliche WM-Fahrer aus Japan (Ayumu Seko) und Kanada (Mathieu Choinière). In der Summe ergab das aber trotzdem: viel zu wenig. So wenig, dass die Hoppers in dieser Woche gegen den FC Aarau um den letzten Super-League-Platz in der Saison 25/26 kämpfen müssen. Mit einem „Heimspiel“ in Lugano, da der Letzigrund aufgrund eines Konzerts nicht zur Verfügung stehen wird. Da trifft es sich ja gut, stellt der Rekordmeister die schwächste Heimmannschaft der Liga…
Yverdon-Sport FC
Am 15. März 2025 schien die Sache geritzt. Mit 2:3 hatten die Waadtländer eben bei Tabellenführer Servette in Genf gewonnen, in der Tabelle sieben Punkte Vorsprung auf GC (Rang 11) und deren elf Zähler auf Winterthur (Rang 12) angehäuft. Und dann? Schmolz der schöne Vorsprung wie Schnee an der warmen Frühlingssonne. Über die nächsten neun Spiele sammelte Yverdon nur noch fünf Punkte, unterlag GC zweimal und musste gegen Winterthur in der 96. Minute den schlussendlich entscheidenden Ausgleich hinnehmen. Am Ende stand nach 38 Spielen der hauchdünne und ultrabittere Abstieg, weil man in den entscheidenden Wochen auch zu Hause plötzlich nicht mehr gewinnen konnte. Und – weil der FC Winterthur im selben Zeitrahmen unglaubliche zwölf Zähler gut machte.