Bencic trotzt Psychospielchen und Armschmerzen
Nach dem verlorenen Startsatz konnte sich Bencic (WTA 35) deutlich steigern und liess sich auch von einem 0:2-Rückstand im entscheidenden dritten Durchgang nicht mehr aus dem Konzept bringen. Nach gut zwei Stunden hatte sie den erwarteten Erfolg gegen die hartnäckige Nummer 113 der Welt im Trockenen.
Zu reden gab eine Pause von über dreizehn Minuten, die sich die Französin nach dem klaren Verlust des zweiten Satzes leistete und Bencic damit etwas aus dem Rhythmus brachte. "Ich weiss auch nicht, was man dreizehn Minuten auf dem WC macht", meinte die 28-jährige Ostschweizerin im Interview mit SRF leicht genervt. "Das hat mich sicher angesch..."
Zudem hatte Bencic den rechten Oberarm dick eingebunden, deutlich mehr als beim schnellen Auftaktsieg am Dienstag. Nachwehen einer Verletzung, die sie vor Wimbledon einige Wochen ausser Gefecht gesetzt und zum Verzicht auf das French Open gezwungen hatte. Zum Teil schien sie gegen Jacquemot den Arm etwas schonen zu wollen, näher darauf eingehen mochte sie aber - wie schon vor dem Turnier - nicht. "Ich möchte nicht öffentlich über die Verletzungen reden, der Arm soll nicht das Thema werden", blockte sie ab.
Ist sie physisch auf der Höhe, darf sie durchaus optimistisch vorausschauen. Die Olympiasiegerin von 2021 steht in Wimbledon zum sechsten Mal in der 3. Runde und trifft am Samstag auf die Italienerin Elisabetta Cocciaretto (WTA 116). Das bisher einzige Duell gewann Bencic vor drei Jahren in Rom auf Sand klar - auf Rasen müssten die Stärkeverhältnisse noch eher zugunsten der jungen Mutter ausschlagen. Bencic warnt aber, dass die Italienerin schon deutlich besser klassiert war und rechnet mit einer "sehr gefährlichen Gegnerin".
Nachdem viele Topstars bereits in den ersten zwei Runden ausgeschieden sind, bietet sich Bencic eine goldene Chance, zum vierten Mal in die Achtel- oder sogar erstmals in die Viertelfinals von Wimbledon einzuziehen. Spielerisch und mental macht sie einen überzeugenden Eindruck. Gegen Jacquemot schlug sie 38 Winner, bei 22 unerzwungenen Fehlern.