Granit Xhakas Wechsel zu Aufsteiger Sunderland
Granit Xhaka kehrt auf die Insel zurück. Der Captain der Schweizer Nationalmannschaft wechselt von Bayer Leverkusen mit einem Dreijahresvertrag in die Premier League zu Aufsteiger Sunderland.
Die Lust auf eine berufliche Veränderung hatte der Ende September 33 Jahre alt werdende Xhaka schon länger offenbart. Die Rede war von einem möglichen Umzug nach Saudi-Arabien, dann vermeldete nicht nur der Boulevard den Transfer zur AC Milan als praktisch perfekt. Einig wurden sich die involvierten Parteien aber weder am Persischen Golf noch in der Lombardei.
Nun also doch noch der Abgang bei Leverkusen, das Xhaka in der vorletzten Saison zum Double aus (erstem) Meistertitel und Cupsieg geführt hat - und bei dem er einen noch für drei Jahre gültigen Vertrag besessen hätte. Das Auslösen aus dem bestehenden Arbeitsverhältnis lassen sich die Engländer dem Vernehmen nach rund 20 Millionen Euro kosten. Über die finanzielle Seite haben die involvierten Parteien keine Angaben gemacht.
Mit Xhaka verlässt nach Florian Wirtz, dem Niederländer Jeremie Frimpong und Jonathan Tah ein weiterer, ja d e r Schlüsselspieler die Werkself, bei der Erik ten Hag das schwierige Erbe des zu Real Madrid abgewanderten Trainers Xabi Alonso angetreten hat. Wirtz und Frimpong setzen ihre Karriere bei Liverpool fort, der Abwehrchef Tah hat sich Bayern München angeschlossen.
In Leverkusen hatten sie sich mit allen Mitteln um den Verbleib Xhakas bemüht. Vorab Coach Ten Hag legte sich mächtig ins Zeug. "Unser Verein hat bereits drei wichtige Spieler abgegeben - und wir werden nicht noch mehr Spieler abgeben. Das geht nicht. Granit ist zu wichtig für uns, um ihn abzugeben. Das würde die Struktur, aber vor allem die Kultur des Kaders zu sehr vernachlässigen." Es waren Worte wie Hilferufe, Wünsche, die sich nun wie befürchtet in Luft auflösten. Der Reiz, noch einmal eine neue Aufgabe anzupacken und dabei wichtiger Bestandteil eines ambitionierten Projekts zu sein, war bei Xhaka grösser.
"Ich bin sehr stolz, hier zu sein", sagte Xhaka nach seiner Rückkehr nach England. In der neuen Umgebung fühlte er sich umgehend wohl. Er war sich umgehend bewusst, den richtigen Entscheid getroffen zu haben. "Als ich mit den Verantwortlichen des Vereins sprach, war ich begeistert und spürte die Energie und die Mentalität aller Leute und der Spieler hier. Es ist genau das, was ich wollte. Ich habe ein sehr gutes Gefühl."
Xhaka glaubt an eine erfolgreiche Zukunft. "Wir sind wieder da, wo der Verein hingehört, und wir wollen hier bleiben, um unsere eigene Geschichte zu schreiben. Ich fühle mich bereit, der Mannschaft mit meiner Erfahrung, aber auch mit meiner Qualität zu helfen. Wir müssen uns auf dem Platz zurechtfinden. Aber ich glaube nicht, dass das ein grosses Problem sein wird."
Für Leverkusen spielte Xhaka zwei Jahre; in die Bundesliga, in der er zuvor auch für Borussia Mönchengladbach tätig war, war er aus London nach siebeneinhalbjährigem Engagement bei Arsenal zurückgekehrt.
Nun geht Xhaka nochmals den umgekehrten Weg - überraschenderweise zu einem Verein, mit dem er mit allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht um die Spitzenplätze spielen wird. Sunderland gehört nach seinem Aufstieg zum ersten Mal seit acht Jahren wieder Englands oberster Liga an. Zwischen 2018 und 2022 war der Klub aus dem Nordosten Englands sogar drittklassig.
Xhaka wechselt zu einem Verein in Schweizer Besitz. Seit viereinhalb Jahren hat beim FC Sunderland Milliarden-Erbe Kyril Louis-Dreyfus das Sagen, der Sohn des vor 16 Jahren verstorbenen Robert Louis-Dreyfus, der als Chef des Sportartikel-Herstellers Adidas und auch als Eigner des französischen Klubs Olympique Marseille Bekanntheit erlangte.
Kyril Louis-Dreyfus war bei seinem Einstieg in Sunderland erst 23-jährig. Vor drei Jahren erlangte er sich mit der Aufstockung seiner Anteile die Mehrheit und somit das Sagen im Verein. Seine hohen Ziele, die Mannschaft aus den Niederungen des englischen Fussballs wieder in die obersten Ebenen zu führen, hatten sie nicht nur im Nordosten des Landes vorerst als "jugendlichen Übereifer" bezeichnet. Doch Louis-Dreyfus Junior hielt Wort - und liess mit der Rückkehr in die Premier League seinen ambitionierten Plänen Taten folgen.