Heisse Young Boys mit Kampfansagen
Am Freitag beginnt die neue Super League-Saison und damit auch die Jagd auf den FC Basel. Besonders heisst sind da die Young Boys, wie sich an der Medienkonferenz am Mittwoch im Wankdorf zeigte.
Anspruch und Wirklichkeit klafften letzte Saison bei den Bernern weit auseinander. Am Ende blieb dem vorherigen Serienmeister nur Rang 3 – hinter Champion FCB und Vizemeister Servette. Am Anfang dieses Übels stand der schwache Saisonstart unter dem damaligen Trainer Patrick Rahmen, als der erste Sieg in der Meisterschaft erst im siebten Spiel gefeiert werden konnte.
Rasen statt Plastik
Tempi passati, nun ist der Blick vorwärts gerichtet und sind die Young Boys heiss, ihre Gegner alt aussehen zu lassen. Erstes Opfer soll am Samstagabend Vizemeister Servette werden. Und dies auf dem Naturrasen, der für die Frauen-EM verlegt wurde und nicht auf dem von vielen ungeliebten Kunstrasen. «Es riecht nach Rasen und nicht – überspitzt gesagt – nach verbranntem Plastik, das freut alle», sagte YB-Cheftrainer Giorgio Contini an der Saisonmedienkonferenz der Berner lachend. Dies im Wissen, dass die Rückkehr auf Naturrasen vorerst nur ein temporäres Glück ist.
Auf welchem Untergrund auch immer gespielt wird: Die Berner sind hungrig, wollen nach der schwachen letzten Saison Wiedergutmachung. Das sagten in diesen Tagen schon die Rückkehrer Edimilson Fernandes und Gregory Wüthrich, die geholt wurden, um die zentrale Achse zu stärken und die Verantwortung breiter zu verteilen, wie Christoph Spycher, Chief Sports bei den Bernern, erklärte. «Wir konnten letzte Saison den Ansprüchen nicht gerecht werden und wollen nun wieder einen Schritt nach vorne machen. Wir wollen Titel gewinnen und unbedingt diese Emotionen erleben.»
Bemerkenswert war, dass an diesem Medientermin mehrfach Kampfansagen an die von Titelverteidiger FCB angeführte Gegnerschaft geschickt wurden. Goalie Marvin Keller sagte etwa, dass er gerne Verantwortung übernehme und er der Meinung sei, «dass jeder Meister werden will, der bei YB spielt, da muss man nicht um den heissen Brei herumreden». Wichtig sei, im Gegensatz zum Vorjahr einen guten Start in die Meisterschaft zu erwischen und die gezogenen Lehren umzusetzen. «Die Motivation ist riesig!», so Keller.
Ähnlich sieht es Captain Loris Benito: «Wir haben die Möglichkeit, mit einem guten Saisonstart etwas auszulösen.» Mit Wüthrich und Fernandes seien zwei Spieler gekommen, die wissen, was es für den Erfolg brauche und die eine zusätzliche Reife ins Team bringen und Verantwortung übernehmen.» Verteidiger Gregory Wüthrich selber spürt nach seiner Rückkehr nach Bern eine grosse Vorfreude und erklärt ebenfalls den Meistertitel als Ziel, «ich spiele, um zu gewinnen und am Ende zuoberst zu stehen, aber es wird ein langer Weg, wir haben starke Gegner – das wird nicht einfach».
Motivation statt Druck
Auch Cheftrainer Giorgio Contini gibt natürlich den Gewinn des Meistertitels als klares Ziel aus. «Wer für diesen Verein spielt, wer gelb-schwarz trägt, muss um den Titel spielen wollen. Wir wollen das Wort Meister nicht als Druck empfinden, sondern als Motivation. Wir streben nach Exzellenz.» Die Basis dafür sein in der hervorragenden Saisonvorbereitung gelegt worden, welche von Spielern teilweise als besonders hart empfunden wurde. «Es war auch eine Art Willensschulung, wir wollten die Frustrations- und Toleranzgrenze nach oben verschieben», so Contini.
Denn um Meister zu werden, reicht es bekanntlich nicht, nur schön zu spielen, sondern muss man zeitweise auch übers Limit hinausgehen und bereit sein, Berge zu versetzen. Ob dies den Bernern gelingt, wird sich am Samstagabend gegen Vizemeister Servette erstmals zeigen.