Johan Manzambi "Ich bin selbst überrascht, wie schnell alles ging"
Johan Manzambi ist der einzige Neuling, den Murat Yakin für die USA-Reise aufgeboten hat. Der Genfer erlebt einen kometenhaften Aufstieg, der ihn mit erst 19 Jahren bis ins Nationalteams geführt hat.
Anfang des Jahres hätte er sich wahrscheinlich nicht vorstellen können, im Juni in Salt Lake City zu landen, wo die Schweizer Nationalmannschaft am Samstag (22 Uhr Schweizer Zeit) gegen Mexiko das erste von zwei Test-Länderspielen während ihres USA-Abstechers bestreiten wird. Mit nur einem Kurzeinsatz in der ersten Hälfte der abgelaufenen Bundesliga-Saison in seinen Stollen war der Romand noch weit davon entfernt, im Rampenlicht zu stehen.
Johan Manzambi war Stammspieler bei der 2. Mannschaft des SC Freiburg in der vierthöchsten deutschen Liga und wurde für die Schweizer U20-Nationalmannschaft nominiert. Seine Entwicklung verlief ruhig, doch plötzlich ging alles für den bei Servette ausgebildeten Mittelfeldspieler sehr schnell.
"Ich bin selbst etwas überrascht, denn es ging sehr schnell, bis ich mich in der Startelf der ersten Mannschaft wiederfand, aber ich habe viel dafür gearbeitet", erklärt er den Medienvertretern, die in die USA gereist sind.
Manzambi nutzte vor allem die Möglichkeiten, die ihm sein Trainer Julian Schuster in diesem Frühjahr bot. Seit Mitte Januar wurde er immer wieder eingewechselt, am 12. April erzielte er sein erstes Tor in der Bundesliga. Der Treffer fiel in der 90. Minute der Partie zwischen Freiburg und Borussia Mönchengladbach und war gleichbedeutend mit dem Siegtor für die Breisgauer.
In den letzten fünf Spieltagen der Bundesliga stand der zweikampfstarke Genfer Teenager viermal in der Startelf und steuerte zwei Torvorlagen und einen weiteren Treffer bei. Im Duell mit Granit Xhakas Bayer Leverkusen (2:2) überzeugte er Murat Yakin, der gerade in Baden-Württemberg zu Besuch war, endgültig davon, ihn mit nach Amerika zu nehmen.
Gekonnt zwischen Deutsch und Französisch jonglierend, zeichnet der Genfer seinen Entscheid nach, im Alter von 17 Jahren seine Heimat zu verlassen und zum SC Freiburg zu wechseln, anstatt seine Ausbildung in der Schweiz fortzusetzen.
"Heute kann man sagen, dass es ein Schritt war, der sich gelohnt hat", sagt er. "Das sportliche Projekt von Freiburg, wo viele Spieler die U19 und U21 durchlaufen, bevor sie ihren Durchbruch schaffen, war das richtige für mich. Alles verlief so, wie es der Verein vorhergesagt hatte, als sie mir das Angebot machten. Es ging sogar schneller als erwartet."
Der Aufstieg des jungen Mittelfeldspielers, der sowohl vor der Abwehr als auch als Nummer 10 spielen kann - "das macht ihn so besonders", so Julian Schuster -, reichte jedoch nicht aus, damit sich der SC Freiburg zum ersten Mal in seiner Geschichte für die Champions League qualifizieren konnte.
Aber: "Die Europa League ist schon gut", meint Manzambi und fügt an, dass er in der nächsten Saison trotz der harten Konkurrenz an diesen Erfolg anknüpfen will: "Wir haben ein qualitativ hochwertiges Kader. Das Ziel wird sein, so viele Spiele wie möglich zu bestreiten."
Zuvor hofft Johan Manzambi, auf der USA-Reise seine ersten Einsatzminuten im Trikot des Schweizer Nationalteams zu erhalten. "Ich will beweisen, dass ich meinen Platz nicht gestohlen habe. Und selbst wenn ich nicht spielen kann, werde ich mit der Erfahrung sehr zufrieden sein", erklärt er.
Beim ersten Training der Schweizer Nationalmannschaft auf einem der "Soccer"-Felder der "U of U", der Universität von Utah, hinterliess der frühere Servette-Junior auf jeden Fall einen guten Eindruck bei seinen Teamkollegen, die er grösstenteils schon im Flugzeug kennengelernt hatte.
Nach der rund zwölfstündigen Reise nach Salt Lake City spüren die meisten Spieler die Zeitverschiebung von acht Stunden. Manzambi erhält im Training immer wieder Anfeuerungsrufe von Denis Zakaria. Der Captain der AS Monaco hat wie Manzambi die Juniorenausbildung bei Servette durchlaufen: "Er ist ein Spieler, der mich inspiriert hat. Er kannte meinen älteren Bruder, der auch bei Servette gespielt hat, so dass wir uns vor meiner Nominierung ein wenig ausgetauscht haben. Er ist ein sehr guter Mensch", sagt der Nati-Neuling über Zakaria.
Es besteht kein Zweifel, dass die wertvollen Ratschläge seines Genfer Kollegen Manzambi helfen werden, sich im Schweizer Nationalteam zurechtzufinden. Und bei seinem rasanten Aufstieg könnte eine einzige Nomination genügen, um ihn zu mehr als nur einem Überraschungsgast zu machen.