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Kann Ludovic Magnin Basel? Zwei Meinungen

Zum zweiten Mal in der jüngeren Vergangenheit startet der FCB nach dem Double-Gewinn mit einem neuen Trainer in die Saison. Aus Lausanne kommt Ludovic Magnin, um die erfolgreichen Arbeit von Fabio Celestini fortzuführen. Aber kann der Romand das? Unsere Redaktoren Andy Maschek und Patrick Y. Fischer sind sich nicht einig.

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Ludovic Magnin freut sich auf die Herausforderung FCB. Ist er ihr auch gewachsen? © KEYSTONE / Georgios Kefalas

Andy Maschek sagt: Ja

Zweifellos, es ist ein schweres Erbe, das Ludovic Magnin in Basel antritt. Sein Vorgänger Fabio Celestini war zwar nicht immer unbestritten und es gab auch Zeiten, da war er angezählt. Doch am Ende feierte Celestini den maximalen Erfolg, gewann mit seinen Jungs das Double – und verabschiedete sich in Richtung Russland. Allein dieser Entscheid, bei ZSKA Moskau anzuheuern, hat die Aufgabe von Ludovic Magnin erleichtert, da Celestini fast überall auf Unverständnis stiess und er so menschlich kaum als Verlust angesehen wird.

Schlussendlich wird aber auch in Basel der neue Trainer am sportlichen Erfolg gemessen und entscheidet der Totomat über die Zukunft. Und da bin ich für Ludovic Magnin positiv gestimmt. Er weiss, wie man zu Erfolgen kommt, hat als Spieler mit Stuttgart den Meistertitel und mit Werder Bremen das Double gewonnen (kam aber da nur selten zum Einsatz). Und als Trainer führte er immerhin den FC Zürich 2018 zum Cupsieg, nachdem er auf den entlassenen Uli Forte gefolgt war.

Die Voraussetzungen sind vorhanden, um die definitiv nicht einfache Aufgabe in Basel zu meistern. So verfügt Magnin über viel Temperament und wird mit seiner lauten Art dafür sorgen, dass nach der erfolgreichen Saison keine Genügsamkeit im Joggeli einzieht. Mit seinen Emotionen ist er in Basel am richtigen Platz, und dies nicht nur, weil es vielleicht auch zum einen oder anderen spektakulären Austausch mit dem ebenfalls heissblütigen Präsidenten David Degen kommen wird. Oder wie Magnin sagt: «Wir sind zwei Menschen, die ihre Meinung ‹fadengrad› äussern. Harmonie ist nicht immer im Sinne des Erfolgs.»

Der neue FCB-Trainer kann mit seiner Art aber auch die Spieler antreiben oder sie auch mal mit Humor und Schalk aufheitern. Er redet nicht um den heissen Brei herum, sondern spricht auch unangenehme Dinge direkt an. Und Magnin ist in der Lage, den Umgang mit Leithammel Xherdan Shaqiri zu meistern und diesen bei Laune zu halten, auch wenn mal aufgrund der Belastungssteuerung eine Pause nötig ist. Gleichzeitig hat Magnin es schon geschafft, andere FCB-Führungsspieler zu überzeugen. So sagte etwa Dominik Schmid in diesen Tagen: «Ludo ist ein sehr angenehmer Mensch, er hat immer einen lustigen Spruch auf den Lippen.» Er sei authentisch und habe die Fähigkeit, alle in seinen Bann zu ziehen: «Er kann die Mannschaft überzeugen, dass wir für ihn brennen.»

Die Erfahrungen und der Leistungsausweis sind als Trainer auf oberster Stufe noch überschaubar, das lässt sich nicht wegdisuktieren. Doch seine Vergangenheit als Spieler ist ein Vorteil von Ludovic Magnin. In seiner Statistik stehen insgesamt 62 Länderspiele, er durfte da unter anderem die Arbeit von Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld hautnah miterleben. Und in Stuttgart bekam er mit, wie Italo-Legende Giovanni Trapattoni arbeitet. 

So spricht nicht viel gegen ein erfolgreiches Engagement in Basel. Doch Magnin ist gefordert, muss von Anfang an mit seinem neuen Team Erfolge feiern. Er selber nimmt dies gelassen und sagt: «Wenn du nach Basel kommst, ist der Druck immer hoch, unabhängig von der letzten Saison. Aber wenn man diesen Job macht, sollte man mit Druck umgehen können.» Nun muss er diesen Worten Taten folgen lassen.  

Patrick Y. Fischer sagt: Nein

Etwas mehr als acht Jahre ist es nun her, seit sich der FC Basel unter gänzlich anderen Voraussetzungen von Erfolgstrainer Trainer Urs Fischer trennte. Damals versuchte eine neue Vereinsführung um Präsident Bernhard Burgener und Sportchef Marco Streller eine eigene Strategie umzusetzen und erste Fussspuren zu hinterlassen, trat dabei aber mehr als einmal ins Fettnäpfchen. Dieses Mal nehmen die Bebbi die Spielzeit der (Double)Bestätigung zumindest offiziell gezwungenermassen mit einem neuen Trainer in Angriff. An der Schwierigkeit der Aufgabe für Neo-Coach Ludovic Magnin ändert das freilich wenig.

Denn sind wir ehrlich – dass der 62-fache Internationale in der Spielzeit 25/26 an der Basler Seitenlinie stehen würde, hätte noch vor einem Jahr niemand für möglich gehalten. Zu durchschnittlich sein damaliger Leistungsausweis (Ligaerhalt mit Altach, Aufstieg mit Lausanne-Sport) und zu offensichtlich die Schwierigkeiten, das Potential einer talentierten, aber auch labilen Lausanner Mannschaft zu entwickeln. Wäre Magnin nach sechs Spielen und nur einem Sieg im August 2024 entlassen worden, hätte das niemanden überrascht. Doch bekanntlich kriegte der gebürtige Vaudois im letzten Moment doch noch die Kurve. Am Ende genügte dem zweifachen Deutschen Meister mit Bremen und Stuttgart der mit Abstand beste Punkteschnitt seiner Karriere (1,51 Punkte / Partie), um in der Olympiastadt Rang 5 und damit die europäischen Plätze zu erreichen.

Nun also soll Magnin in Basel die erfolgreiche Arbeit der jüngsten Vergangenheit fortsetzen. Und das mit einem Team, dass die Gegner in der Vorsaison in Grund und Boden spielte – in den letzten zwei Monaten. Zuvor jedoch agierte der FCB bis zur Nationalmannschaftspause im März keinen Deut besser und konstanter, als die Konkurrenz in Genf, Lugano, Bern, Luzern oder gar Zürich. Und ob Dreh- und Angelpunkt Shaqiri auch in der neuen Spielzeit deutlich bessere Statistiken liefert, als jemals zuvor in seiner Karriere, halte ich ehrlich gesagt für unwahrscheinlich. Tut er es nicht, könnte das relativ rasch zu Magnins Problem werden, insbesondere in Verbindung mit der Erwartungshaltung, die CL-Gruppenphase zu erreichen und parallel den Meistertitel nicht umgehend wieder an die Berner Young Boys abzutreten. Eine Ausgangslage, die Magnin trotz der gutgemeinten Vorschusslorbeeren von Sportdirektor Stucki  («weiss genau, was es braucht, um Titel zu gewinnen») nur als Spieler kennt. Als Trainer bewegt er sich hingegen zum ersten Mal auf diesem Terrain, das wenig Raum für Fehler bietet. Und wird – trotz überschaubarer numerischer Konkurrenz – entsprechend Lehrgeld bezahlen müssen.  
 

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