Nach Sky Sport Informationen hat es in der Nacht nach der Partie noch klärende Gespräche zwischen dem BVB und Guirassy gegeben.
Was war passiert? Vor der Ausführung des Elfmeters zum zwischenzeitlichen 4:2 stritten sich Guirassy und Bensebaini darum, wer denn nun schiessen dürfe. Beide wollten den Strafstoss ausführen. Bensebaini schnappte sich zunächst den Ball, Guirassy war damit nicht einverstanden, wollte den Ball selbst haben. Schnell kamen Julian Brandt und Karim Adeyemi hinzu, um die Situation zu regeln.
Anschliessend schmiss Bensebaini den Ball völlig gefrustet vehement auf den Boden - und Guirassy stand zum Elfmeter bereit. Währenddessen griff Trainer Niko Kovac von aussen ein, schrie lautstark auf das Feld und zeigte offensichtlich an, dass Bensebaini schiessen solle.
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Nach einigen Sekunden war die Situation schliesslich geregelt und Bensebaini trat zum Strafstoss an. Der Algerier verwandelte ihn letztlich auch sehr souverän ins linke untere Eck.
Kovac klärt auf
"Es war klar definiert, dass Ramy den Elfmeter schiessen soll, falls wir einen bekommen", sagte Kovac im Anschluss. Der 53-Jährige zeigte aber auch Verständnis für Guirassy. "Er wollte ihn als Stürmer natürlich auch machen. Das ist ganz klar. So sind die Stürmer und das ist auch gut so."
Kovac erklärte zudem: "Ramy hat ihn sicher reingemacht und Serhou hat sich gefreut. Wir haben uns alle gefreut. Alles ist in Ordnung. Da bleibt auch nichts hängen. Wir sind eine Mannschaft und die beiden verstehen sich sowieso sehr gut. Da gibt's auch keine Nachwehen." Tatsächlich jubelten Bensebaini und Guirassy nach dem Treffer gemeinsam. Es gab sogar ein Küsschen von Bensebaini für Guirassy.
- Zum Sky BVB-Podcast "Auffe Süd" mit Patrick Berger & Jesco von Eichmann
"Ich fand die ganze Szene, muss ich sagen, extrem peinlich. Ich fand sie sogar verstörend, dass Bensebaini und Guirassy, beide eingefangen von Kameras vor 40.000 Zuschauern und natürlich noch vielen mehr an den TV-Geräten, Millionen von Menschen, sich da zanken. In einem Moment, der ja wichtig ist, der spielentscheidend ist", macht Sky Sport BVB-Reporter Patrick Berger im Sky BVB-Podcast "Auffe Süd" deutlich.
Guirassy irritiert und sauer
Nach dem 4:4 sprachen nach Sky Sport Infos dann noch sowohl Kovac als auch Sportdirektor Sebastian Kehl mit Guirassy. Der Angreifer war und ist allerdings nach wie vor mächtig irritiert und sauer über die Entscheidung von Kovac, dass er in der Elfer-Rangfolge intern auf Rang zwei hinter Bensebaini abgerutscht ist. Das soll er Kovac und Kehl auch mitgeteilt haben. Kovac erklärte nach dem Spiel, dass Bensebaini nun Dortmund Elfmeterschütze Nummer eins ist.
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Der Dortmunder Cheftrainer soll die neue Rangfolge vor dem Spiel festgelegt und intern kommuniziert haben, allerdings machte es den Eindruck, als sei das nicht zu Guirassy vorgedrungen.
Guirassy hat drei seiner zwölf BVB-Elfer nicht verwandelt, darunter auch beim 3:3 auf St. Pauli zum Bundesliga-Auftakt verschossen. Bensebaini gilt derweil als sehr sicherer Schütze, hat bei Borussia Mönchengladbach und der algerischen Nationalmannschaft alle Elfmeter verwandelt (neun mit Gladbach, einer für Algerien).
Geht man so mit Guirassy um?
Im Podcast springt Berger Guirassy zur Seite. Er stellt die Frage, ob man so mit seinem wichtigsten Spieler und Star-Stürmer umgeht?
Denn es gibt im internationalen Spitzenfussball zahlreiche Beispiele, bei denen Top-Stars trotz verschossener Elfmeter weiterhin antreten durften. Karim Benzema scheiterte etwa in einem Spiel gleich zweimal und blieb dennoch Real-Schütze.
Auch Cristiano Ronaldo, Kylian Mbappe (allein drei bei Real verschossen) oder Erling Haaland (hat schon fünf City-Elfer verschossen) sind schon Fehlschüsse passiert. Sie alle bekamen aber Rückendeckung und durften teils weiter zum Elfmeter antreten.