Nach dem 4. WM-Silber: Die Enttäuschung ist da, doch der Glauben auch
Und wieder hat es knapp nicht gereicht. Nach dem 0:1 (n.V.) im Finale der IIHF-WM gegen die USA bleibt der Schweiz der erste WM-Titel weiterhin vorenthalten. Das ist enttäuschend, klar ist ein Jahr vor Olympia und Heim-WM aber auch: Mit der aktuellen Spieler-Generation hat die Nati an jedem Turnier eine Chance.
„A game of inches“
Ja, Spitzensport auf höchstem Niveau ist wohl das, als was es die Nordamerikaner gerne bezeichnen: Ein Spiel, in dem Zentimeter, manchmal sogar Millimeter oder Millisekunden über Sieg oder Niederlage entscheiden. Hätte Denis Malgins Abschluss nach 52 Sekunden der Verlängerung nur ein klein wenig mehr an Höhe gewonnen, die Schweiz wäre heute Eishockey-Weltmeister. Stattdessen war es eine Minute später Tage Thompson vergönnt, die Amerikaner mit einem Schuss, der irgendwie um Haaresbreite an Jonas Siegenthalers versuchtem Block vorbeizischte, zum ersten WM-Titel seit 65 Jahren zu schiessen. Eben noch voller Schweizer Hoffnung, war das Finale der IIHF-WM 2025 im nächsten Moment vorbei.
Das Resultat enttäuscht, nicht aber die Leistung
Entsprechend riesig war im Anschluss die Enttäuschung im gesamten Schweizer Lager. Zum zweiten Mal in Folge war die Schweiz durch die WM-Gruppenphase geflogen, hatte in den K.-o.-Spielen überzeugt, nur um dann im Finale ganz kurz vor dem grossen Ziel zu scheitern. Es fehlte ein Play, ein genialer Moment, der den Schweizern aber nicht gelingen wollte. Doch man muss auch festhalten: Der Sieg der Amerikaner in ihrem ersten WM-Finale überhaupt war mindestens genauso verdient, wie es ein Triumph der Nati gewesen wäre. Sie waren es, die über weite Strecken der Partie das Spiel kontrollierten, die die Schweizer Offensive unterbanden und die Nati mehrmals in der eigenen Zone einschnürten. Und dies, obwohl die Schweizer alles versuchten, dem Finale irgendwie ihren Stempel aufdrücken zu können. Schlussendlich aber waren die USA gestern Abend einfach das bessere Team.
Die Hoffnung lebt
Und trotzdem kann die Schweizer Nationalmannschaft heute mit erhobenem Haupt nach Zürich zurückfliegen. Mit der dritten Finalteilnahme in den letzten sieben Jahren (4. insgesamt) hat sie bewiesen, dass sie derzeit zurecht zu den Titel-Mitfavoriten gezählt wird. Gewiss wird sie dabei nicht immer von einer aussergewöhnlichen Konstellation wie in diesem Jahr profitieren, dieser Aspekt liegt aber ohnehin nicht in den Händen von Patrick Fischer und seinem Team. Der aktuelle Kern der Mannschaft darf sich sehr wohl auf Augenhöhe mit anderen grossen Eishockey-Nationen wähnen und könnte entsprechend schon im Rahmen der Heim-WM im kommenden Jahr die nächste Chance auf Gold erhalten. Dass diese Ausgangslage auch auf fünf bis sechs andere Nationen zutrifft, schmälert die unmittelbaren Perspektiven der Nati nicht. Kann die Schweiz auch in zwölf Monaten wieder auf ihren Kern an Leistungsträgern zählen und vielleicht sogar in Bestbesetzung antreten (immerhin fehlten mit Hischier, Josi und Suter gestern drei ihrer besten Spieler), liegt sowohl in Zürich und Fribourg als auch an den Olympischen Spielen in Mailand/Cortina wieder etwas drin.