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Schon wieder ein Fehltritt: Was läuft in Lugano schief?

Patrick

Vergangenes Wochenende startete die neubenannte Brack Super League in ihre neue Saison. Die grösste Überraschung zum Auftakt war dabei die Heimniederlage des FC Lugano gegen den FC Thun. An und für sich kein Beinbruch, in Kombination mit dem Tessiner Absturz im vergangenen Frühjahr aber durchaus ein weiterer Grund zur Sorge. Warum gewinnt der FC Lugano nicht mehr?

Keystone_Anthony Anex_ Das ging ins Auge_ Auch zum Start in die neue Saison der FC Lugano steht nach der Auftaktniederlage gegen Thun bereits früh
Das ging ins Auge: Auch zum Start in die neue Saison kann der FC Lugano bislang nicht überzeugen © KEYSTONE / Anthony Anex

Vom Gewinner zum Verlierer

Mitte Februar dieses Jahres war die Welt in Lugano noch in Ordnung. Der lokale Fussballklub führte die Super-League-Tabelle gar nicht mal so überraschend an, schliesslich hatten sich die Bianconeri in den Jahren zuvor prächtig entwickelt. Seit der Amtsübernahme von Trainer Mattia Croci-Torti im September 2021 hatten sich die Luganesi nämlich Schritt für Schritt verbessert (Ränge 4, 3 und 2), schnupperten jetzt am SL-Thron und verzeichneten quasi parallel einen Cupsieg (2022), zwei Finalteilnahmen (2023 und 2024) sowie die ofenfrische Qualifikation für das Achtelfinale der UEFA Conference League. Die Meisterschaft als logischer nächster Schritt schien unvermeidlich, ehe plötzlich nichts mehr so funktionierte, wie in den Monaten und Jahren zuvor. Beginnend mit der Niederlage in Bern vom 23. Februar, reihten die Tessiner wettbewerbsübergreifend sechs Niederlagen am Stück aneinander, verspielten ein Top-Ausgangslage im Cup (vs. Promotion-Ligist Biel) und in der Conference League (vs. NK Celje) und stolperten schlussendlich als Tabellenvierter regelrecht ins Ziel. Wie konnte das nur passieren?

 

Die Entlassung von Sportchef da Silva als (vermeintlicher) Wendepunkt

Eine mögliche Antwort: Die Entlassung von Sportchef Carlos da Silva am 18. Februar. Dreieinhalb Jahre hatte der gebürtige Portugiese den FC Lugano mitaufgebaut und wurde drei Tagen nach der Rückeroberung der Tabellenspitze und einen Tag nach dem Abschluss der Winter-Transferperiode entlassen. Seit da Silvas Beurlaubung aus dem Nichts haben die Tessiner von 18 Partien noch genau drei gewonnen, spielten weitere drei Mal unentschieden und verloren unglaubliche zwölf Mal. Klar, auch eine ehemaliger Profi wie der 41-Jährige schiesst als Sportchef keine Tore und trotzdem liegt die Vermutung auf der Hand, dass mit dem Wechsel von da Silva zum per 1. Januar eingestellten Sebastian Pelzer irgendetwas im Zusammenspiel zwischen Team, Trainer und sportlicher Führung aus dem Gleichgewicht geraten ist. Zu krass ist der Unterschied in nackten Zahlen, trotz der zu erwartenden gegenteiligen Beteuerung der Tessiner Verantwortlichen.

 

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Sucht nach Lösungen: Lugano-Trainer Mattia Croci-Torti (Keystone / Pablo Gianinazzi)

Gefährliche Tendenzen im Team

Klar ist aber auch, dass der Wechsel zu Pelzer nicht der einzige Grund für Luganos Einbruch sein kann, womit der Fokus zur Mannschaft wechselt. Diese wird von Captain Renato Steffen angeführt, dessen Rolle durchaus auch kritisch gesehen werden kann, denn der 33-Jährige ist keiner, der mit seiner persönlichen Meinung lange zurückhält. Das kann funktionieren, muss es aber nicht, insbesondere dann, wenn ein frustrierter Steffen mit seinen Äusserungen weiter Öl ins Feuer giesst, anstatt sich schützend vor Team und Trainer zu stellen. Hinzu kommt, dass Steffen mit seiner forschen Art anecken kann, was offensichtlich im Frühjahr passierte, als der 41-fache Internationale im Training mit Antonios Papadopoulos aneinander geriet und sich dabei an der Hand verletzte. Trotzdem gehören beide auch in dieser Spielzeit zu den Tessiner Führungspersönlichkeiten, was den Schluss nahe legt, dass der gesamte Vorfall medial wohl etwas zu stark aufgebauscht wurde oder aber in seiner Wirkung bis heute unterschätzt wird. Hinzu kommt, dass jüngere Leistungsträger wie Albian Hajdari oder Matteo Zanotti wohl lieber heute als morgen ins Ausland wechseln würden und dass der Abgang von Topskorer Zan Celar auch nach einem Jahr noch nicht mit gleichwertigem Ersatz aufgefangen werden konnte. Neuzugang Kevin Behrens könnte den Slowenen zwar Kraft seiner Vita ersetzen, ob ihm dies mit 34 und nach eineinhalb schwachen Jahren in Wolfsburg noch gelingen wird, ist jedoch unsicher. Sicher nicht mehr weiterhelfen wird den Tessinern Stürmer Shkelqim Vladi. Der einstige Hoffnungsträger wechselte am Dienstag auf Leihbasis zum FC St. Gallen.

 

Wie fest sitzt Croci-Torti im Sattel?

Der fehlende Torjäger hat sich im Verlauf der letzten sechs Monate zu einem Problem etnwickelt, das auch Trainer Mattia Croci-Torti (noch) nicht lösen konnte. Der 43-Jährige steht in Lugano mittlerweile in seiner vierten Spielzeit in der Verantwortung, feierte bereits grosse Erfolge und sucht nun trotzdem bereits seit mehreren Monaten nach einer Antwort auf die Probleme seiner Mannschaft. Bislang vergebens, was zumindest die Frage aufwirft, wann der mit einem Vertrag bis 2028 ausgestattete Mendrisier den richtigen Ton im Umgang mit seiner Mannschaft wieder treffen wird. Zuletzt äusserte Croci-Torti seine Enttäuschung öffentlich, ein Zeichen, dass der Trainer nach Mitteln und Wegen sucht, um seine Spieler angesichts der kommenden Aufgaben aufzurütteln. Schliesslich geht es morgen Donnerstag im Rückspiel der 2. Runde der EL-Qualifikation gegen CFR Cluj bereits um die erste von maximal zwei Chancen, sich für eine europäische Gruppenphase zu qualifizieren. Eine Rückkehr zur alten Stärke käme da genau richtig, ehe am Sonntag in Sion ein weiteres potentiell wegweisendes Spiel auf die Bianconeri wartet. Nicht, weil zwei bis drei Niederlagen zum Saisonbeginn bereits das Ende aller Träume bedeuten müssen, sondern weil der FC Lugano positive Vibes und Ergebnisse dringend wieder einmal benötigen würde.

 

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