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Servette-Coach Treille: Siegen – oder bald fliegen?

Andy

Das 0:11-Debakel am Dienstag beim Derby in Lausanne hat bei Servette für tiefe und schmerzhafte Wunden gesorgt. Heute folgt daheim bereits das nächste Derby – und da ist ein Sieg gegen Gottéron Pflicht.

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Achtung! Yorick Treille und Servette müssen gegen Gottéron eine Reaktion zeigen. © KEYSTONE/Salvatore Di Nolfi

Die Genfer verfügen in dieser Saison eigentlich über eine hochkarätige Mannschaft. Aus Langnau wurde Goalie Stéphane Charlin zurückgeholt, der Überflieger der vergangenen Saison. Die Finnen Markus Granlund, Sakari Manninen und Vili Saarjärvi sind in der Schweiz bereits bestens bekannt und verfügen über grosse Qualität. Der Tscheche Jan Rutta ist mit zwei Stanley Cup-Siegen und einem WM-Titel nach Genf gekommen. Der Kanadier Taylor Beck kombiniert Wasserverdrängung und Skorer-Qualitäten. Mit Jesse Puljujärvi hat ein Erstrundendraft (2016, Nummer 4, Edmonton) den Weg an den Lac Léman gefunden. Und der Amerikaner Jimmy Vesey hat 657 NHL-Spiele mit 203 Punkten in seinem CV. Es sind ausländische Spieler der Luxusklasse.

Ein ekelhafter Auftritt

So weit, so gut, aber am Dienstag in Lausanne war von all diesen Qualitäten nichts zu sehen. Statt eines heissen Derbys gab es für Servette eine saftige und äusserst schmerzhafte Ohrfeige, die dann im Nachgang auch zu schonungslosen Worten führte. Captain Noah Rod etwa sagte nach der peinlichen Vorstellung: «Ich denke, das ist für die ganze Mannschaft das schlechteste Spiel unserer Karriere. Es ist inakzeptabel, so aufzutreten. Nach einer solchen Niederlage müssen wir uns selbst den Spiegel vorhalten. Wenn das nichts bringt, verstehe ich gar nichts mehr. Wir waren ekelhaft.»

Elf Gegentore in einem Match – es ist definitiv nicht alltäglich. Die Genfer kassierten letztmals am 2. Oktober 2021 daheim gegen Ambrì ein Stängeli (4:10), wenige Wochen danach wurde Coach Patrick Emond gefeuert. Es ist ein Schicksal, das auch den aktuellen Cheftrainer Yorick Treille schon bald ereilen könnte. Der Franzose ersetzte bei Servette Ende Dezember 2024 Meistertrainer Jan Cadieux und war bislang nicht gerade erfolgreich. Die Genfer verpassten letzte Saison die Playoffs und mussten vorzeitig in die Ferien – viel zu wenig für die hohen Ansprüche an das teure Team.

Headcoach auf Zeit?

Treilles Glück könnte sein, dass er gerüchtehalber sowieso nur Headcoach auf Zeit ist, es wird gemunkelt, dass ab der kommenden Saison der schwedische Natitrainer Sam Hallam an der Bande der Genfer das Zepter schwingen wird. «Wir vertrauen dem Trainerstab, der eingesetzt wurde», verteidige Captain Rod nach der Kanterniederlage den aktuellen Chef Treille. Die Spieler seien für diese Niederlage verantwortlich gewesen. «Wir haben uns nicht an das System gehalten, nicht genug Herzblut gezeigt, wir kassieren drei oder vier Tore durch Schüsse, die wir hätten blocken können und stehen dabei wie Flamingos da. Man kann jeden Trainer einsetzen, den man will, es muss von Herzen kommen, und das hatten wir nicht.» Es sei eine Schande, ein Spiel zu bestreiten und mit 0:11 zu verlieren.

Auch Yorick Treille redete Klartext: «Wir haben den Verein in einem solchen Spiel im Stich gelassen. Mir fehlen die Worte, es ist ein kollektives Desaster. Und wenn es kollektiv ist, ist der Trainer der Hauptschuldige. Wir werden uns den Spiegel vorhalten und nach vorne schauen. Manchmal tut ein guter Schlag ins Gesicht gut, um wieder auf die Beine zu kommen!»

Gegen Gottéron ist nun eine Reaktion absolute Pflicht, sonst könnte es schnell gehen, dass Treille in Genf endgültig ausgeknockt ist und Assistent Ville Peltonen als Headcoach übernimmt – Erfahrungen in dieser Position hat der Finne ja schon in Lausanne und in seiner Heimat bei HIFK gesammelt. Denn die Ansprüche sind in Genf nach zwei schwachen Jahren gross. Präsident Philippe Baechler hatte gemäss den lokalen Medien vor ein paar Wochen die Rückkehr zu «Bier-Eishockey» – rau und kämpferisch – als Ersatz für das «Champagner-Eishockey», das bei den Erfolgen in den Jahren 2023 (Meister) und 2024 (Champions Hockey League-Sieger) zelebriert worden war, gefordert. Und: «Ich möchte, dass unsere Gegner es wieder hassen, gegen Genf zu spielen.»

Heute Abend wird sich zeigen, ob die Genfer angriffig ans Werk gehen oder ob sie auch im zweiten Derby dieser Woche gequält werden. Für Coach Treille könnte es in diesem Fall die Dernière sein, denn es ist nur schwer vorstellbar, dass er eine weitere Demütigung im Amt überstehen würde.

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