Exklusiv bei Sky äussert sich Müller in einem 30-minütigen Interview über seine offene Zukunft. Ausserdem spricht er über seine Entwicklung als Spieler und über Drucksituationen, die er während seiner Karriere bewältigen musste.
Bayern-Star Thomas Müller ...
... darüber, was es für ihn bedeutet, ein Fussballprofi zu sein.
"Ich investiere viel, weil mir bewusst ist, dass wir nicht nur für uns Fussball spielen. Das kannst du auf dem Bolzplatz machen, da kannst du einfach nur ein bisschen Kicken. Aber im Profifussball und vor allem als Nationalspieler, bekommt man ein anderes Gefühl, wofür man das alles macht. Und: welche Auswirkungen dein Wirken hat, was das mit den Leuten macht. Es ist verrückt: Du bringst deine vermeintlich beste Leistung, manchmal resultiert daraus ein Teamerfolg. Und dieser Erfolg emotionalisiert 80 Millionen Menschen."
... darüber, sich beim FC Bayern immer wieder zu beweisen.
"Jeder, der auf diesem Niveau spielt, hat Qualitäten, Fähigkeiten und Talent. Dann geht es darum: Wie viel Aufwand bringe ich, um mit den jungen Löwen, die nachkommen, mithalten zu können. Und damit meine ich in dem Fall nicht unsere Stadtrivalen. Der Alte muss immer wieder sein Revier verteidigen. Und besonders beim FC Bayern bist du unter einem Brennglas. Das musst du einerseits aushalten und andererseits diesem Druck auch standhalten und entgegenwirken. Es hat mir immer Spass gemacht, mir selbst zu beweisen: 'Morgen bringe ich es auch wieder.' Da geht es auch viel um den Lebensstil, ob man oft verletzt ist. Das hängt auch mit der Frage zusammen: Wie sehr ordne ich mein Privatleben der Berufung Profifussballer unter. Das war alles für mich gut möglich. Das hätte ich nicht gedacht zu Beginn meiner Karriere. Man ist gefühlt nie ein gestandener Profi. Du weisst nie, ob du es morgen noch schaffst, die aufkommenden, jungen Löwen in Schach zu halten. Ich habe früher immer gesagt: Ich wäre glücklich, wenn ich es schaffen würde, zehn Jahre beim FC Bayern bleiben. Das würde bedeuten, ich hätte es geschafft, so lange auf dem Niveau zu performen. Und jetzt bin ich Rekordspieler vom FC Bayern. Da kommen wir wieder zurück, dass ich als Kind schon in der Bettwäsche geschlafen habe. [...] Die Story kann man im Rückblick super zusammenfassen: Ich war 25 Jahre bei einem Verein, mit der Nummer 25. Das kannst du nicht aufsetzen."
... über Drucksituationen.
"Ich mochte es schon immer, wenn es für andere schwierig wurde. Aber mir fällt auch nicht alles leicht. Es ist nicht so, dass ich zum Elfmeter gehe und mir denke, das ist ganz einfach. Das ist einfach, wie die Entscheidung: Erdbeer- oder Vanilleeis? Zum Mitnehmen? Im Becher oder in der Waffel? Ich zittere auch. Ich war immer der gleiche Mensch wie andere auch. Aber ich kann meine Gefühle gut kanalisieren. Das war immer eine Stärke. Und körperlich habe ich auch gute Voraussetzungen. Auch, wenn der Basti Schweinsteiger immer gesagt hat: Wenn man sich den Körper anschaut, das kann ja kein Fussballer sein."
... über seine Veränderung? Beim FC Bayern?
"Je älter ich wurde, umso besser wurde ich als Spieler. Natürlich ändern sich die Umstände und die Rolle. Ich habe am Anfang meiner Karriere mehr Tore gemacht. Das lag aber auch daran, dass ich Mitspieler hatte, die haben kreiert und assistiert. Das hat sich im Laufe meiner Zeit bei Bayern gewandelt. Ribery und Robben waren sehr balldominant und wurden im Laufe der Zeit zu Abschlussspielern. Ich denke an Serge Gnabry, an Robert Lewandowski, der einer der besten Torjäger aller Zeiten im Weltfussball ist. Dass der nicht die ganze Zeit versucht, dir den Ball querzulegen oder in deine Schnittstelle zu spielen, ist klar. Weil er selbst die beste Fähigkeit hat, Tore zu machen. Und das ist eine weitere meiner Stärken: Der Mensch ist anpassungsfähig und ich war noch anpassungsfähiger als der Mensch."
... über seine Zukunft:
"Ich weiss es noch nicht. Es gibt aktuell noch nichts Konkretes, aber ich habe natürlich Ideen. Wir halten es spannend. Ich glaube, die nächsten Wochen werden es zeigen. Wir haben noch den Club World Cup vor der Brust, das wird eine spannende Erfahrung. Klar, höre ich mich auch in den USA um. Ich habe noch keine komplette Strategie. Ich war nie der Typ, der gesagt hat: Das ist jetzt meine einzige Idee und das machen wir. Ich bin bewusst sehr open minded. [...] Ich plane, wenn ich mal mit Fussball aufgehört habe, zu versuchen, zu fühlen, ob mir was fehlt und was mir fehlt. Es gibt da nicht diesen einen Wunsch und diesen einen Traum. Schauen wir mal."