Sportchef Alain Sutter skizziert "das GC der Zukunft"
"Stand heute haben wir keinen Trainer für die neue Saison", hielt Alain Sutter am Mittwoch an einer Medienkonferenz der Grasshoppers in Zürich fest. Dem neuen Sportchef, der vor drei Wochen inmitten des Abstiegskampfs seine Arbeit als Nachfolger des Deutschen Stephan Schwarz aufgenommen hat, wird in den kommenden Tagen und Wochen besonders gefordert sein. Der Schweizer Rekordmeister, der dem Abstieg zum zweiten Mal in Folge nur ganz knapp via der Barrage entronnen ist, befindet sich einmal mehr im Umbruch.
Bei den Zürchern laufen nicht weniger als 16 Spielerverträge aus. Auch Trainer Tomas Oral, der bei den Hoppers im vergangenen November auf Marco Schällibaum gefolgt war, hat aktuell keine Anstellung mehr. Sutter betonte jedoch, dass der 52-jährige Deutsche durchaus ein Kandidat für den Trainerposten ist. "Zusammen mit dem Trainerstaff hat Tomas in den schwierigen letzten Wochen einen tollen Job gemacht. Er hat bei mir nachhaltig einen sehr guten Eindruck hinterlassen."
Er und Oral hätten schnell den Draht zueinander gefunden, Vertrauen aufgebaut, das sonst Jahre brauche. "Es gibt viele Aspekte, die für ihn als zukünftigen GC-Trainer sprechen", hielt Sutter über Oral fest. Man werde sich nächste Woche zusammensetzen und die Situation gemeinsam analysieren.
Als mögliche neue GC-Trainer wurden in den Medien zuletzt Patrick Rahmen oder Peter Zeidler gehandelt. Mit Zeidler hat Sutter bis zu seiner Entlassung im Januar 2024 während sechs Jahren im FC St. Gallen zusammengearbeitet und in der Ostschweiz hervorragende Aufbauarbeit geleistet.
Nicht zuletzt deshalb ist GC bei der Suche nach einem neuen starken Mann, der den Umbruch im Klub vorantreibt und den hiesigen Fussball gut kennt, auf den früheren Schweizer Internationalen aufmerksam geworden. "Alain hat während seiner Zeit in St. Gallen gezeigt, wie man einen Verein stabilisiert und entwickelt, wie man Werte schafft", begründete Harald Gärtner, der Europa-Verantwortliche des GC-Besitzerklubs Los Angeles FC, die Wahl des neuen Sportchefs.
Für den Deutschen, der in seiner Arbeit als Managing Director Synergien zwischen den einzelnen Partnerklubs des LA FC bilden soll, ist klar, welchen Weg GC einschlagen soll. "Der Klub muss ein sehr starkes Fundament haben, um darauf aufbauen zu können."
Als Baumeister dieses Fundament ist Alain Sutter mit seinen Ideen gefragt. "Wir wollen hier in einer gesunden Art und Weise etwas aufbauen", erklärt der 57-Jährige und betont dabei: "Wir werden eines der drei kleinsten Budgets der Liga haben, aber das macht die Aufgabe für mich spannend." Es gehe darum, aus dem, was zu Verfügung stehe, das Maximum herauszuholen. "Aus wenig viel machen, das ist etwas, dass ich mir schon in St. Gallen vorgenommen habe."
Für Sutter ist das neue Projekt auch eine Art Herzensangelegenheit, schliesslich gab er 1985 bei GC sein Profidebüt und bestritt bis 1993 über 200 Spiele für die Zürcher. Die Zeiten hätten sich jedoch geändert. "Zu meiner Zeit als Spieler bei GC waren wir die Topadresse in der Schweiz. Wir haben am meisten Geld zur Verfügung gehabt."
Dass der Klub noch immer an seiner erfolgreichen Vergangenheit gemessen wird, daran stört sich Sutter. "GC wird immer am Namen, an seiner Tradition gemessen. Das ist so, dem stellen wir uns aus. Aber wir müssen der Realität ins Auge schauen." Und diese heisst: "Kleinere Brötchen backen." Wir werden es so machen, wie schon zu meiner Zeit in St. Gallen: Spieler verpflichten, die andere nicht auf dem Radar haben. Ihnen Vertrauen geben und sie weiterentwickeln."
Auch Suter weiss, das die Investoren in den USA daran interessiert sind, dass der Klub nicht ewig Defizite schreibt. "Die Eigentümer wollen sehen, das wir etwas erschaffen, dass in die richtige Richtung geht." Der grossen Herausforderung ist er sich bewusst. "Ich weiss, auf was ich mich eingelassen habe und dass es nicht einfach wird. Die Vergangenheit hat bewiesen: Es waren viele gute Leute hier, aber niemand hat es geschafft, GC wieder in die Erfolgsspur zu bringen. Es ist deshalb keine Selbstverständlichkeit, dass wir es schaffen."
Harald Gärtner spricht von einem "langen und steinigen Weg". Ein Umbruch zu gestalten, das brauche Zeit und Geduld. Er betont aber: "Wir haben den Atem dazu, den Verein in die richtige Richtung zu begleiten." Und Alain Sutter ergänzt: "Unsere Aufgabe ist es, dass wir Werte kreieren und Leute begeistern, mit der Art und Weise, wie GC Fussball spielt."