Zehn Final-Episoden aus 100 Jahren Cup-Geschichte
Am Sonntag bestreiten Biel und Basel den 100. Final des Schweizer Cups. Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA blickt auf Premieren, Überraschungen und spezielle Begegnungen zurück.
13 Siege hat der FC Basel im Cup gefeiert. Damit ist er mit Sion der zweiterfolgreichste Cup-Klub hinter den Grasshoppers (19). Den ersten Erfolg feierten die Basler aber ausgerechnet gegen die Hoppers. Dabei waren die Zürcher, die am 9. April 1933 im Hardturm unter anderem mit den Brüdern Max und André Abegglen antraten, klar favorisiert. Doch der vom Österreicher Karl Kurz trainierte FCB gewann die intensive Partie 4:3. Bis zum ersten Meistertitel der Basler sollten dann noch weitere 20 Jahre verstreichen.
Zweimal gab es in einem Cup-Final ein "Stängeli", zweimal war Lausanne-Sport beteiligt. Am 19. Mai 1935 gewannen die Waadtländer auf der heimischen Pontaise gegen den FC Nordstern Basel 10:0, wobei bis zur 55. Minute erst ein Tor gefallen war. In den folgenden 40 Minuten fielen die Gäste jedoch komplett auseinander. Bei den Lausannern glänzte der 21-fache Nationalspieler Willy Jäggi als vierfacher Torschütze. Wie sich eine solche Demütigung anfühlt, mussten die Lausanner nur zwei Jahre später erfahren. Am 29. März 1937 verloren sie im Berner Neufeld 0:10 gegen GC.
Bis 1984 wurde der Cup-Sieger in einem Wiederholungsspiel ermittelt, wenn die Begegnung unentschieden geendet hatte. Dies kam einige Male vor. 1948 war aber das einzige Jahr, in dem der Final gleich dreimal durchgeführt wurde. Mit La Chaux-de-Fonds und Grenchen standen sich zwei Teams gegenüber, die den Titel noch nie geholt hatten. Entsprechend umkämpft waren die Partien im Berner Wankdorf, die jeweils 2:2 ausgingen. Für die dritte Begegnung wichen die Organisatoren nach Lausanne aus, wo La Chaux-de-Fonds am 27. Juni mit 4:0 die Oberhand behielt. Es war der erste von sechs Cup-Titeln für die Neuenburger. Die Solothurner kürten sich elf Jahre später zum einzigen Mal zum Cup-Sieger.
Der diesjährige Cup-Finalist Biel hat in dem Wettbewerb zuvor erst einmal den Final erreicht. 1961 spielten die Seeländer unter Trainer Jupp Derwall, der 19 Jahre später Deutschland zum Europameister-Titel führen sollte, gross auf. Auch damals besiegten die Bieler auf dem Weg in den Final den damaligen Schweizer Meister YB (3:1), allerdings waren sie selbst in der höchsten Liga. Am 23. April fehlte ihnen jedoch das nötige Glück. Biel verlor im Wankdorf gegen La Chaux-de-Fonds 0:1. Einziger Torschütze der Partie war Roberto "Mucho" Frigerio.
Der FC Zürich musste sich 70 Jahre lang gedulden, bis er erstmals in der Vereinsgeschichte einen Cup-Final erreichte. Entsprechend gross war der Andrang, als es am 11. April 1966 zur Premiere kam. 53'435 Fans wurden im Wankdorf gezählt, eine bis heute unerreichte Zahl. Mit Servette stand den Zürchern der damals grösste Konkurrent in der Meisterschaft gegenüber. Der FCZ, mit dem späteren Nationaltrainer Köbi Kuhn in der Startaufstellung, gewann 2:0. Es war der erste von zehn Cup-Titeln der Zürcher.
Ein Penalty-Entscheid kurz vor Spielende führte am 15. Mai 1967 zum ersten und einzigen Abbruch eines Cup-Finals. Im Spiel zwischen Basel und Lausanne stand es 1:1, als Helmut Hauser nach einer Flanke von Karl Odermatt hochstieg und leicht in den Rücken gestossen wurde. Der Unparteiische wertete den Schubser von André Grobéty als Foul, was minutenlange Diskussionen zur Folge hatte. Die Lausanner versuchten zudem, Hauser an der Ausführung des Penaltys zu stören, indem sie beim Penaltypunkt ein Loch einstampften. Doch Hauser, der bereits das 1:0 erzielt hatte, liess sich nicht beirren und erzielte das 2:1. Daraufhin hatten die Waadtländer keine Lust mehr auf Fussball und demonstrierten mit einem "Sit-in", an dessen Ursprung Karl Rappan, der frühere Nationaltrainer, gestanden haben soll. Die Partie wurde kurz vor dem Ende abgebrochen und später mit 3:0 für Basel gewertet.
Zu Beginn der 1980er-Jahre lieferten sich die Grasshoppers und Servette mehrere umkämpfte Duelle - es waren jene beiden Teams, die in der Meisterschaft klar den Ton angaben. 1983 kam es auch im Cup-Final zum grossen Gipfeltreffen. Bei GC standen unter anderen die Nationalspieler Roger Berbig, Andy Egli, Charly In-Albon, Roger Wehrli, Heinz Hermann, Marcel Koller, Raimondo Ponte und Claudio Sulser auf dem Platz. Bei Servette fand man klingende Namen wie Alain Geiger, Lucien Favre, Angelo Elia, Jean-Paul Brigger oder Erich Burgener. Nach dem 2:2 im Mai kam es am 14. Juni zum Wiederholungsspiel, das die Hoppers dank Treffern von Egli und Sulser (2) mit 3:0 für sich entschieden.
13 Jahre nach der Reglementsänderung, als die Wiederholungsspiele abgeschafft wurden, entschied am 8. Juni 1997 erstmals das Penaltyschiessen über den Cup-Sieger. Die Premiere bestritten Sion und Luzern, die sich beim 3:3 einen spannenden Schlagabtausch geliefert hatten. Nachdem die ersten acht Penalty-Schützen erfolgreich gewesen waren, scheiterten die nächsten drei an den Torhütern Stephan Lehmann (Sion) und Beat Mutter (Luzern). Als zwölfter Schütze trat Yvan Quentin an und sicherte Sion den damals dritten Cup-Triumph in Serie.
Die wohl grösste Überraschung in der neueren Cup-Geschichte gelang am 12. April 2004 dem FC Wil. Die Ostschweizer sicherten sich den erstmaligen Einzug in den Final mit einem 2:1 im Derby gegen St. Gallen. Dann kam es in Basler St. Jakob-Park zum Duell mit dem damaligen Schweizer Meister GC. Matchwinner wurde Wils Fabinho, der nach Rückstand zweimal traf und den 3:2-Erfolg perfekt machte. Der FC Wil feierte den grössten Erfolg der Klubgeschichte ausgerechnet in jenem Jahr, als er aus der Super League abstieg. Die gegensätzlichen Gefühlslagen von Cup-Sieg und Abstieg im gleichen Jahr erlebten neben Wil auch Luzern 1992 und Zürich 2016.
Überraschend war auch der Cup-Sieger 2006, als zum ersten und bisher einzigen Mal ein Unterklassiger den Final gewann. Der FC Sion, der in dieser Saison in die Super League aufstieg, wehrte sich in Bern erfolgreich gegen die heimischen Young Boys und hatte im Penaltyschiessen das nötige Glück auf seiner Seite. Der Cup-Mythos der Walliser erlebte 2015 den Höhepunkt, als Sion im Final in Basel den FC Basel 3:0 abfertigte. Der 13. Sieg im 13. Final erhielt auch aufgrund der 13 Sterne im Walliser Wappen eine besondere Bedeutung. Zwei Jahre später fand die Final-Ungeschlagenheit der Sittener ein Ende, als sie in Genf dem FCB 0:3 unterlagen.